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Das Zusammenspiel der Generationen X, Y und Z in der Gastronomie

Bedürfnisorientierte Führung als Erfolgsfaktor



Jede Generation prägt die Arbeitswelt bisher auf ihre eigene Weise. Der Eintritt einer neuen Generation in das Berufsleben stellt neue Anforderungen an die Unternehmensstrukturen.


 

Die Gastronomie ist eine Branche, die von so viel Leidenschaft und zwischenmenschlichen Kontakten geprägt ist, dass manche von uns lebenslang Gastgeber bleiben. Gleichzeitig ist es für einige junge Menschen der erste Einstieg ins Berufsleben, oft als Aushilfe oder Werkstudent:in.


Dennoch verlassen viele die Branche nach ein paar Jahren. Schlechte Arbeitsbedingungen, stressige Jobs und lange Schichten, ein rauer Umgangston und schlechte Bezahlung. Wir müssen das Gastgewerbe neu denken, um für die jüngere Generation ein attraktiver Arbeitgeber zu werden. Eine Antwort auf den Fachkräftemangel ist unerlässlich.


Das Bewusstsein für die verschiedenen Generationen und ihre Bedürfnisse ermöglicht es Gastronom:innen, attraktive Arbeitgeber für alle Generationen zu werden und die Fähigkeiten und Stärken jedes Mitarbeiters als Vorteil für das Unternehmen zu nutzen.



Drei Generationen mit unterschiedlichen Prägungen


Jeder Mensch entwickelt seine eigene Persönlichkeit. Unsere Gesellschaft lässt sich in Generationen einteilen, die unterschiedlich ticken. Je nach Quelle unterscheidet sich die Abgrenzung der Generationen X, Y und Z um ein paar Jahre. Sie sind sich aber alle einig über die großen Weltereignisse, die die jeweiligen Generationen geprägt haben.


Die Generation X erstreckte sich von 1965 bis 1980, d.h. die X-er sind heute zwischen 42 und 57 Jahre alt und befinden sich in den letzten Jahren ihrer Karriere. Diese Kinder der Babyboomer wuchsen in einer ziemlich instabilen Welt auf. Der Kalte Krieg, die Angst vor der Zerstörung der Welt durch Atombomben und eine globale Wirtschaftskrise, die zu Massenarbeitslosigkeit führte. Der Begriff "X" steht für die Desillusionierung einer ganzen Generation. Nicht zu vergessen, dass die Generation X zwischen zwei Welten gefangen ist. Sie wuchs noch in der analogen Welt auf und erlebte die Revolution des Computers. Oft verloren, hat die Generation X ein großes Sicherheitsbedürfnis und strebt nach einem materiell abgesicherten Leben.


Die Generation Y (1980-1998) ist jetzt 24 bis 42 Jahre alt. "Y" symbolisiert wortwörtlich auch die Frage "Why?", also „Warum?“. Denn die Generation Y stellt bestehende Strukturen in Frage und macht sich auf, neue Wege zu finden. Mit dem Aufkommen des Internets sind die Y-er mit der Globalisierung aufgewachsen: Ständig vernetzt und über alles informiert, erleben sie Krisen als Normalität und lassen sich von ihnen nicht erschüttern. Im Gegenteil, für sie scheint alles möglich zu sein. Freihandel, die Europäische Union, Weltreisen ohne Einschränkungen. Die Y-er wollen viel erleben und suchen in ihrer Arbeit nach Spaß, Sinnhaftigkeit und Selbstverwirklichung.


Nicht zuletzt drängt die jüngere Generation Z (1998-2012), die heute zwischen 10 und 24 Jahre alt ist, seit kurzem auf den Arbeitsmarkt. Als Digital Natives unterscheidet die "Gen Z" kaum zwischen der realen und der virtuellen Welt. Sie betreten den Arbeitsmarkt, wenn die Generation X ihn verlässt. Es gibt deutlich weniger Neuzugänge als Babyboomer, die in den Ruhestand gehen, wodurch in fast allen Branchen ein Fachkräftemangel entsteht, den das Gastgewerbe besonders zu spüren bekommt. Die Generation Z fühlt sich daher frei, ihre eigenen Forderungen zu stellen und ist politisch engagierter als die Y-er. Diese Generation der unbegrenzten Möglichkeiten hat mit FOMO (Fear of Missing Out) zu kämpfen, was oft zu Unbehagen führt, weil sie nicht genau weiß, wo sie hingehört. Ihre Entscheidungen sind häufig weniger konsequent als die der älteren Generation Y und sie wechseln leichter den Arbeitgeber, wenn ihr Job ihnen zu wenig Abwechslung bietet.


Die Generationen X, Y und Z bestimmen heute die Arbeitswelt und sind darauf angewiesen, zusammenzuarbeiten.


Mitarbeiter:innen mit verschiedenen Bedürfnissen führen


Das Bewusstsein für die verschiedenen Generationen und ihre Bedürfnisse ermöglicht es Gastronom:innen, ein attraktiver Arbeitgeber für alle Generationen zu werden und die Fähigkeiten und Stärken jedes:r Einzelnen als Vorteil für das Unternehmen zu nutzen.


Die große Herausforderung besteht darin, eine menschenorientierte Führungs- und Unternehmenskultur zu etablieren, damit die Zusammenarbeit der sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten gut funktioniert und die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt werden.


Während die Generation X bereit ist, sich strengen Hierarchien und patriarchalischen Unternehmenskulturen zu unterwerfen, weil sie Angst hat, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, entwickeln sich die Generationen Y und Z in einer flachen Hierarchie und suchen nach Abwechslung und beruflichen Herausforderungen und Möglichkeiten, sich einzubringen.


Die Generation Y fordert volle Flexibilität für ihre Entwicklung. Arbeit und Privatleben dürfen miteinander verschmelzen (Work-Life-Blending), solange der Job sie erfüllt.


Die Generation Z hingegen trennt Arbeit und Privatleben klar voneinander (Work-Life-Separation). Sie sucht nach Struktur, Planbarkeit und abwechslungsreichen Aufgaben in ihrem Job, die ihnen Stabilität und Anerkennung in einer Zeit geben, in der fast alles möglich ist.



Bessere Arbeitsbedingungen schaffen


14-Stunden-Schichten, keine echten Pausen, wenige freie Tage, unbezahlter Krankenstand waren die Arbeitsbedingungen von gestern. Heute gibt das Arbeitszeitgesetz den Rahmen vor, die 4-Tage-Woche ist auch für Gastronom:innen keine Utopie mehr.


Auf dieser Grundlage können Führungskräfte Schichtmodelle entwickeln, die einerseits die Bedürfnisse der verschiedenen Generationen widerspiegeln und individuelle Modelle zulassen und andererseits den Anforderungen der Gastronomieprozesse entsprechen, um Überstunden und fehlende Pausen zu vermeiden.


Während die Z-er leichter mit festen Arbeitszeiten zu überzeugen sind, sind die Y-er froh, wenn sie kurzfristig als Springer eingesetzt werden. Den Dienstplan monatlich zu schreiben und nicht mehr kurzfristig für die Folgewoche, wird von allen Beschäftigten begrüßt. Die Y-er, die spontanen Änderungen wünschen, können dann in eigener Verantwortung mitfahren und ihre Schichten nach Bedarf mit Kollegen tauschen. All das lässt sich mit einer digitalen Dienstplanlösung leicht umsetzen.



Eine offene Kommunikationskultur zur Vermeidung von Konflikten


Die Unterschiede zwischen den Generationen müssen nicht zwangsläufig zu Konflikten führen. Die Kunst besteht darin, die jeweiligen Bedürfnisse zu berücksichtigen und darauf einzugehen, um alle Beschäftigten in eine neue Kommunikationskultur einzubinden.

"Es geht darum, eine Gelassenheit mit der Komplexität zu finden." Eva Schulz, Journalistin

Die älteren X-ler werden anfangs skeptisch sein und ein wenig Zeit brauchen, um sich an eine neue Führungskultur zu gewöhnen. Während andere Generationen klar Grenzen ziehen würden, nimmt die Generation X Veränderungen (z.B. zur Digitalisierung) oft stillschweigend hin, auch wenn es sie unglücklich macht. Das Gespräch ist an diesem Punkt enorm wichtig, denn ihre Bedenken, Zweifel und Ängste müssen erst einmal ausgeräumt werden. Sonst droht eine negative Stimmung, die das Betriebsklima vergiften kann.


Nur was gesagt wurde, kann gemeinsam im Team konstruktiv angegangen werden. In der Regel reichen 1-2 positive Erfahrungen mit der neuen Führungskultur aus, damit sie sich öffnen und sich mehr trauen, bestehende Prozesse zu überdenken und sich von neuen Ideen inspirieren zu lassen.


In einer offenen Kommunikationskultur ersetzt konstruktives Feedback den harschen Ton, der im Gastgewerbe leider immer noch üblich ist. Ein Mangel an Wertschätzung ist ebenso unangebracht. Stattdessen sollten Gastronom:innen lernen, Lob und positive Verstärkung zu geben und ihre Mitarbeiter:innen in ihrem Potenzial zu unterstützen.



Partizipative Mitgestaltung fördern


Die Generationen Y und Z bringen Kreativität und Begeisterung für Veränderungen in die Arbeitswelt ein. Aufgrund ihrer angeborenen Affinität zur digitalen Welt und ihrer Suche nach Sinn (vor allem bei den Themen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit) können sie die Gastronomie bei ihrer Modernisierung unterstützen und bestimmte Entwicklungen mit neuen Ideen mitgestalten. Eine klar kommunizierte Vision und Unternehmensphilosophie dürfen nicht fehlen, damit die Ideen und Initiativen der Beschäftigten genutzt werden, um gemeinsame Ziele zu erreichen.


Um das Potenzial der jeweiligen Mitarbeiter:innen für das eigene Unternehmen mitzunehmen, wird zunächst ausreichend bezahlte Arbeitszeit "off-the-job", d.h. außerhalb des Kerngeschäfts, geschaffen. Regelmäßige Warm-up-Meetings mit allen Beschäftigten, transparente Kommunikation über die Kennzahlen des Unternehmens, kleine Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen, spannende Teamevents. All diese Formate schaffen einen Raum für kontinuierlichen Wandel und stärken das Zugehörigkeitsgefühl. Das eröffnet die Möglichkeit, die Stärken jedes Einzelnen zu erkennen und sie gezielt einzusetzen.



Fazit


Einerseits stärkt eine offene und partizipative Führungskultur den Teamzusammenhalt, weil die Mitarbeiter:innen lernen, sich gegenseitig auf einer anderen Ebene wertzuschätzen. Andererseits kann sie die Beschäftigten langfristig an das Unternehmen binden, ihnen Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen bieten und der Betrieb hat weniger Fluktuation zu befürchten. All diese Faktoren wirken sich positiv auf das Klima im Restaurant und auf die Zufriedenheit der Gäste aus.


 

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